Trainingsordnung
Trainingsordnung
Fortschritt ist die Entwicklung vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen (Antoine de Saint-Exupéry). Auch im Training unserer Kampfkünste liegt der Zweck in der gemeinsamen Verbesserung unserer Technik. Dabei üben wir oft Kompliziertes um später einfacher kämpfen zu können. Damit wir auch gemeinsam fortschreiten, sind allerdings gewissen Regeln notwendig.
Diese Regeln dienen vor allem einem optimalen Lernklima. Dein Respekt vor Deinen Ausbildern, den fortgeschrittenen Schülern und Deinen Trainingspartnern gründet auf deren Leistung und deren Bereitschaft, auch mit Dir zu trainieren. Er darf nicht verloren gehen, und deren Anwesenheit als selbstverständliche aufgefasst werden. Sein Verhalten gegenüber anderen Menschen von Dingen wie Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Ausbildung, Körperbau oder anderen Eigenschaften abhängig zu machen, ist peinlich und unintelligent.
Trainiere mit den anderen Schülern, nicht gegen sie, denn alle haben das gleiche Ziel. Sei stets fleißig! Viele reden über das Kämpfen, schreiben über ihre Kunst und vergessen darüber das Training. Sei diesbezüglich anders: fleißig! Fordere Dich und Deinen Trainingspartner. Nur mit ihm zusammen wirst Du besser. Hast Du einen Trainingsvorsprung, spiele nicht den Besserwisser, sondern sei dankbar, dass Du jemanden hast, der mit Dir trainiert.
Musst Du einmal mit einem niedriger graduierten Schüler trainieren, passe Dich seinem Niveau an und sei ihm eine Hilfe – sei nicht überheblich!
Besinne Dich auf das Wesentliche Deiner Kunst. Trainiere nicht ständig besonders entlegene Anwendungen, trainiere das, was Du ständig benötigst!
Deine Ausbilder sind Deine Hilfe. Sie werden Dir stets soweit helfen, wie Du nicht alleine Deinen Weg meistern kannst. Allerdings werden sie Dich nicht an die Hand nehmen. Arbeiten musst Du selbst an Dir. Bei Deinen Ausbildern handelt es sich um Lehrer, nicht um Animateure, verhalte Dich auch so ihnen gegenüber.
Fühlst Du Dich nicht ausreichend gefördert oder ungerecht behandelt, sprich Deinen Ausbilder darauf an. Hilft all dies nichts oder möchtest Du diesen Weg nicht gehen, vergiss nie: Dein Si-Fu/Sensei ist immer für Dich da! Wende Dich vertrauensvoll an ihn. Er wird alles richten!
Zu den äußeren Formen und Traditionen, die im Unterricht gepflegt werden, gehört die Achtung vor den Meistern zu Beginn des Unterrichts, beim Betreten und Verlassen des Trainingsraums und der Matte.
Trotz aller Warnungen demonstrieren manche Schüler immer wieder ihr sicheres Gespür für peinliches Verhalten: Sie wollen ihren Ausbildern Techniken erklären, wissen alles und das auch meistens besser, obwohl sie durch ihre Teilnahme an seinem Unterricht anerkennen, dass er mehr Kenntnisse hat. Sie reagieren auf Hilfestellungen und Korrekturen ihrer Ausbilder wie auf eine Störung, stellen rhetorische oder Suggestivfragen („Ich hab doch Recht, wenn...“, „Du meinst doch sicher, dass es so wie ... ist“) oder winken Ausbilder wie Lakaien heran, brüllen Fragen über die ganze Matte oder missachten die Regeln der Körpersprache durch gekreuzte bzw. in die Hüfte gestemmte Arme oder andere herrschaftliche Gesten. Manchmal klopfen diese „Schüler“ ihren Ausbildern gönnerhaft auf die Schulter oder kommentieren Maßnahmen der Ausbilder, als wären sie zu Kritikern ernannt worden. Sie halten sich nicht an Übungen ergötzen sich an dem, was der Ausbilder mit einem anderen Schüler trainiert oder sie unterhalten sich mehr mit ihrem Trainingspartner, als mit ihm zu trainieren.
Das Vermeiden von solchen Peinlichkeiten zeigt persönliche Integrität, Stil und angenehme Umgangsformen. Du wirst sehen, dass Du mit einem angemessenen Verhalten auch außerhalb der Schule mehr erreichen wirst.
Unsere Kampfkünste, von ihnen vor allem Wing Tsun und AVC, dienen zur Verteidigung in extremer Gefahr. Zur Vorbereitung auf solche Situationen gehört manchmal auch eine gewisse Härte in der Ausbildung. Diese Härte ist notwendiger Bestandteil Deiner Ausbildung und gibt Dir einen ersten Eindruck davon, wie Dich wirkliche Feinde angreifen würden. Die Härte ist nicht gegen Dich gerichtet, sondern als Vorbereitung für Dich. Die Ausbilder sind sorgfältig ausgesucht und erst nach intensiver Schulung und Beobachtung zu Ausbildern ernannt worden. Daher kannst Du sicher sein, dass die Lehrer den Unterricht nicht benutzen, charakterliche Defizite an Schülern auszuleben.
Das Training soll neben dem Nutzen natürlich auch Spaß machen. In angenehmer und entspannter Atmosphäre lernt es sich auch viel besser als mit gegenseitigem Groll. Wer also schlechte Laune verbreitet, schadet nicht nur den anderen sondern auch sich selbst, da wohl kaum einer mehr mit dieser übellaunigen Person trainieren möchte. Wenn Du solches Verhalten an anderen bemerkst, versuche sie wieder in unsere Gemeinschaft zurückzuholen. Jeder hat einmal einen schlechten Tag, versuche Schüler mit gelegentlichen Problemen aufzubauen, statt ihnen ihr Verhalten auf gleiche Art zurückzuzahlen. Permanentes destruktives Verhalten können Deine Ausbilder - im Interesse aller Schüler - nicht dauerhaft ignorieren.
Komme immer in der üblichen Trainingskleidung. Das fördert das „wir Gefühl“ und somit auch den gemeinsamen Spaß am Unterricht. Verhalte Dich in der Schule wie ein Freund, der zu Gast ist, nicht wie ein Mieter, der auf Rechte pocht.
Wir siegen durch Technik, nicht durch Körpergeruch! Sorge dafür, dass neben Dir auch Deine Kleidung stets frisch zum Training erscheint.
Schmuck ist wegen der hohen Verletzungsgefahr verboten. Manche traditionelle Meister formulieren es so: „NO JEWELLERY I do not want to hear “Sorry I forgot” if I see it first, I get to remove it (earrings and piercing are my favourite [Shihan Bo F. Munthe, 9. Dan Bujinkan Budo Taijutsu u.v.m.]).” So streng sind wir nicht, aber achte darauf, dass Deine Ausbilder Dich nicht ermahnen müssen, die riskanten Gegenstände abzulegen.
Alkohol und Drogen sind tabu.
Ein guter Sportler sollte ohnehin die Finger von Alkohol und Drogen lassen.
Tiefschutz, Zahnschutz, Boxhandschuhe, Ellenbogenschoner und Schienbeinschoner sind beim Sparring Pflicht! Schließlich wollen wir uns nicht verletzen und dann zu Zwangspausen verurteilt sein, nur weil wir vermeintlich glaubten „hart trainiert“ zu haben.
Der Körper kann sich an manchen Stellen der starken Belastung des Sparrings nicht anpassen (Zähne, Genitalbereich). An diesen Stellen gilt besondere Vorsicht!
Habe Deine Schutzausrüstung immer griffbereit!
Ausrüstung wie Nahrungsmittel und Getränke oder Straßenbekleidung, die für das Training nicht gebraucht wird, solltest Du vor Beginn des Trainings entfernen, dies gilt insbesondere für Waffen, wenn waffenloses Training auf dem Trainingsplan steht. Waffen sind keine Spielzeuge und auch für die meisten keine Gegenstände des täglichen Lebens - das ist auch gut so.
Erscheine pünktlich zum Unterricht und störe die anderen nicht durch auffälliges, trainingsfremdes Verhalten. Wer ohne Grund zu spät kommt, zeigt, dass der Unterricht für ihn keinen besonderen Wert hat. Sollten alle Ausbilder verhindert sein, so soll der am höchsten graduierte Schüler mit der längsten Erfahrung selbständig das Training übernehmen; er sollte nur einfache Übungen wiederholen; Sparring darf nur ein Ausbilder leiten.
Bedenke: Du wirst in der Öffentlichkeit - insbesondere - von anderen Kampfsportlern immer mit unserem Verein und unseren Kampfkünsten gleichgesetzt. Dabei werden negative Äußerungen gerne zur Kenntnis genommen, um alle Kampfkünstler dafür verantwortlich zu machen; Positive werden aber nur selten weitergetragen. Rede nicht schlecht über andere Meister und Stile, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass man selbst mit langjähriger Erfahrung nicht genug über andere Stile weiß, um sich ein qualifiziertes Urteil zu erlauben. Eine unbedachte Äußerung kann da schon als Unwissenheit oder Arroganz gedeutet werden. Halte Dich also in der Öffentlichkeit zurück, weil man Gesagtes nicht zurücknehmen kann. Überlege auch genau, wie Du Dich in der Öffentlichkeit über unsere Stile äußerst, denn auch hier gibt es viele Ausbilder, die die Dinge mit mehr Erfahrung betrachten und vielleicht anders urteilten als Du. Unausgegorene Äußerungen können da schnell den Eindruck von persönlicher Unwissenheit hinterlassen.